Das Harzmuseum hat eine recht heterogene Kunstsammlung. 400 Gemälde und etwa 1200 Grafiken und Zeichnungen aus unterschiedlichen Zeiten.

Man könnte die Sammlung grob in 3 bis 4 Gruppen oder „Perioden“ einteilen. Es gibt einige sehr schöne Stücke aus dem 19. Jahrhundert.

Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt besteht aus Malern, welche grob getaktet zwischen 1880 und 1900 geboren wurden. Interessanterweise teilt sich die Sammlung jedoch in zwei Zeitperioden die Gemälde betreffend.
Ein Teil der Gemälde stammt aus den 1920er und 1930er Jahren, u.a. Karl Klapper, Otto Illies und Christian Hallbauer, also die „Zwischenkriegszeit“.

Otto Illies hat es mir besonders angetan. Man sieht ganz deutlich die klassische Moderne. Manche Gemälde erinnern an sogenannte Spätimpressionisten wie Giovanni Segantini oder Pierre Bonnard.

Mit dem Geburtsjahr 1900 ist Christian Hallbauer verhältnismäßig jung. Er emigrierte nach Norwegen und verstarb leider früh.

Ziemlich interessant ist die Geschichte von Wilhelm Pramme. Von 1926 bis 1928 machte er eine Weltreise, welche ihn über Ägypten, Indonesien und Indien bis nach Afghanistan führte. Damals war es Ausländern verboten Afghanistan zu bereisen. Sein Wagnis führte ihn jedoch bis zum König, der ihm die Erlaubnis zur Weiterreise erteilte. Eines seiner Bilder hängt heute im Nationalmuseum in Afganistan, ein Dankesgeschenk an den damaligen König.


Ein Dritter Sammlungsteil umfasst dann die sogenannte „Wernigeröder Künstlerkolonie“. Rein zeitlich betrachtet, handelt es sich etwa um die gleiche Generation, aber die Gemälde stammen aus der direkten Nachkriegszeit. Neben Künstlern aus Wernigerode und Umgebung zählten hierzu viele Künstler, welchen nach den schweren Zerstörungen nahezu aller Großstädte im 2. Weltkrieg Wohnungen in Wernigerode zugewiesen bekamen und welche sich in Folge dessen vorübergehend (ca. 1945 – 1950) oder bleibend in Wernigerode ansiedelten.

Malerisch wirklich interessant fand ich sofort die 3 Gemälde von Bert Heller. Der Name sagte mir zunächst nichts, dafür aber das ganze nachfolgende Werk. Bert Heller hat den sogenannten „sozialistischen Realismus“ deutlich ikonografisch geprägt. Irgendwie kennt man alle seine Bilder.

Ein paar witzige bis kuriose Geschichten gibt es auch.
„Blumen-Krüger“ zum Beispiel. Wie es der Namen verrät, malte er bevorzugt bzw. besonders erfolgreich Blumen und lebte wohl recht gut davon. Obwohl er es nicht schaffte, Mitglied im VBK DDR zu werden, verkaufte die DDR Lizenzen für Kunstdrucke seiner Werke gegen Divisen an Westdeutsche Verlage.
Wilhelm Pramme hinterließ zwei Bilder als Künstlerspaß…

Darüberhinaus gibt es weit mehr Künstler, die hier nicht alle dargestellt werden können. Gar nicht so schlecht fand ich auch Hans-Joachim Bober. Er ging bereits in den frühen 1960er Jahren in den Westen und arbeitete dort als Kunsterzieher.

Die hier vorgestellte Auswahl an Bildern ist selbstverständlich unvollständig und entlang meiner persönlichen Interessen sondiert. Im Großen und Ganzen findet man im Harzmuseum Landschaftsmalerei und weit weniger Figürliches.
Auf den ersten Blick ist man geneigt die Sammlung für „Heimatkunst“ zu halten. Wenn man sich jedoch in die Biografien hineinbegibt, stellt man fest, dass viele der Maler mit durchaus bedeutenden Schulen und Lehrern verknüpft sind. Nicht wenige studierten in Weimar in der Großherzoglichen Schule vor dem Bauhaus (Stichwort „Deutscher Impressionismus“). Blumen-Krüger war befreundet mit Bruno Paul (siehe Neue Sachlichkeit, Bauhaus- und Burg-Geschichte). Es gibt persönliche Beziehungen zu Ludwig von Hofmann, Matisse, Denis, van de Velde, Corinth ….
Ich finde, das Konvolut stellt Fragen: Was bedeutet der Künstler oder das einzelne Werk jenseits großer Kunstmuseen, welche Künstler schon durch ihren Namen adeln? Was bedeutet eine solche Sammlung für ein Heimatmuseum heute? Und welche Ausblicke und Anregungen gibt es für die Zukunft?
Sebastian Muche aus Bad Homburg malte vor 1950 das Gemälde vom Forsthaus im Christianental.
Er schenke es meinem Vater zur Verlobung? Hochzeit?
War er zwischen 1940-1950 in „Wernigeröder Künstlerkolonie“?
Es wurde mir erzählt das er als „armer Maler“ bezeichnet wurde der von meiner Großmutter (seiner Schwester) ab und zu einen Teller Suppe von meinem Vater gebracht bekam. Das durfte Großvater nicht erfahren.
In den 70ern war er Leiter der Malschule der VHS in Bad Homburg.
Mit freundlichen Grüßen
Steffen Etzel
Weinstr. 54
61381 Friedrichsdorf
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