aus: Die Menschen des Michelangelo im Vergleich mit der Antike, von W. Henke, Professor der Anatomie | Xenia Fink

Vortrag gehalten in Rostock 1871 von W. Henke, Professor der Anatomie, Rostock, Ernst Kuhn’s Verlag, 1871

„Nur in der Umformung liesse sich die Frage doch wohl schliesslich aufwerfen: was ist in der Entwickelung des Künstlers das Erste, die Idee, die uns aus seinen Werken entgegentritt und ihm ohne Zweifel erst recht lebendig gewesen sein muss, oder die Kenntniss und Fertigkeit aller der Mittel, die er brauchte um sie richtig und wirksam zur Erscheinung bringen? Es ist fast dieselbe Frage, die Lessing in der Form aufgeworfen hat, ob Raphael nicht das grösste malerische Genie gewesen wäre, wenn er unglücklicher Weise ohne Hände wäre geboren worden, d. h. ob die Gedanken in seiner Seele oder die Arbeit seiner Hände ihn eigentlich zum grossen Maler gemacht, den Geist seiner Werke geboren haben. Aber auch so ist die Frage gewiss nicht einfach nach der einen oder andern Seite zu entscheiden.“

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