Rebekka Rauschhardt | Der Kanal dreht sich!

Eins steht fest: wir leben wie die Götter (wenn auch als Kossaten) und kokettieren mit Schiffbrüchigen – noch hat keiner Zahnschmerzen. Wir, dass sind mein Bruder Aron und Johann, beides Steinmetzen und Bildhauer – wir sind inzwischen zu dritt in Diesdorf und BOARH – kommt her Leute! Jeder Tag wird gelebt! Kein REGEN (seit Mai), die Felder stehen in Flammen. 37° im Schatten. Das Wasser verpufft. Die Tiere bekommen seit Juni ihr Winterfutter, welches noch nicht gänzlich eingeholt ist! Notschlachtung??? Und doch! Und doch! Die letzten vier Wochen auf einen einzigen Tag zusammen gestellt, sieht so aus:

Morgens geweckt von den Gesängen des Reihers – klingt verzweifelt. Zumal er bisher schwieg. Danach Schneewittchen (im Vordergrund) und im Hintergrund der Einzug der Gladiatoren: (welche von Montags bis Donnerstags, die Gärten wässern, das traurige Gras bearbeiten, Bänke und Tische im Museumsdorf hin und her tragen, uns mit Eiern versorgen, und im Schweiße ihres Angesichts, pünktlicher als wir, zur Tat schreiten. Wir haben verschlafen …

Die Steine lagen ja falsch. Mit Betonung auf Lagen. Besser wäre Stehen gewesen. Schrumpfe man jegliche Versuche auf einen Tag zusammen, dann käme Andreas Gayko so 5 Minuten später zum Aufrichten der Steine.

Zugegeben, ein Hauch zu groß ist der Krahn für die kleinen Steine (der Krahn schafft 32 Tonnen, die Mühle im FLM hat 56 Tonnen, ein einzelner Stein eine gute Tonne). Aber Andreas Gayko kam zufällig just in Diesdorf vorbei und hat es durchgezogen. Kurz darauf haben wir beim bänken (hochhebeln der Steine auf Arbeitshöhe, um Steinmetzspagat zu vermeiden) den ersten Stein komplett umgeschmissen und in Rekordzeit wieder aufgerichtet. Eine Lieblingsbeschäftigung von Aron: BÄNKEN.

Nach diesem aufregenden Morgensport, ist Zeit für Frühstück: Honig!!! Aus Wildbau! Robinie! Das ist das Beste von der ganzen Welt, Honig pur, im Ganzen Mund. Und ringsrum auch. Von Arbeitsbienen zusammen gesammelt, durch Koordinationstänze das Einholen optimiert , von sich bewährenden Drohnen (und immer noch schlüpfenden), von Königinnen, die Eier legen als gäbe es kein Morgen. Im Kosattengarten wohnen mehrere Bienenvölker und ein Wespennest gibt es auch.

Wie es auf der Zunge zergeht, und das Wachs (welches die Bienen geschwitzt haben) zu unserem Kaugummi „de lüchs“ wird, haben wir vollstes Verständnis als die Bienen Lunte rochen und wenig später (ihren eigenen) einen Schatz hoben:

Erst mal ein bisschen Architektur:

Herr Hofmann nennt es Freiluftatellier. Wir nennen es die sidneysche Opera.

Morgens in der Küche beim Frühstück. Uns gehts blendend.

Wir verlieren uns, die Kinder haben schon Namen: Gunnar und Orest:

Gunnar. Im Werden.

Orest im Staubsaugerschlauch verheddert.

Mittags: wir bekommen Besuch! Von Unimog und Hanomag.

Apropos, wir haben die Grenze materialistisch entdeckt. Grenzsteine auf dem Gelände. Das ist Wasser auf unseren Mühlen!  Wer hat Kraft und spielt mit? Grenzsteine händisch (zwei Enden und vier Hände) auf Kommando und Stoppuhr durch die Gegend (so schnell wie möglich) schleppen – Hommage an Milo Bahr und alle Eigentümer. Na?

Da fehlt wie immer die Hälfte.

Historische Ernte. Mit Flüsterhauben.

Man versteht kein Wort. Aber Hauptsache in besten Klamotten.

Inzwischen nachmittags. Der absolut historische Fund:

Eine frische Larve (mit Ektoplasma) im Sandstein ausgemeiselt!! Leben in jahrtausendaltem Stein? Wir hatten den Steinbohrer nicht auf dem Schirm. Für ein paar Stunden, gedachten wir in heller Aufregung diesem historischen point of no return.

Wenn Erde zu Staud wird.

Das Bild lässt sich schlecht drehen. Zu sehen ist, wie es mal kurz regnet.

Hier wird die schöne Frau von ihrem Mähdrescher abgeholt. Zusammen macht die Ernte bei diesen Temperaturen noch mehr Spaß. Wenig später brennt das Feld! Zum Glück ist die Gerste schon runter – nur die Stoppeln versengen im Lauffeuer, eine Maschine hat es auch erwischt. Feuerwehr und Bauern beginnen zu ackern, alle Strohrester müssen mit Erdstaub bedeckt sein. Die Maschine ist hin. Zum Glück keiner verletzt. Es gibt hier keine Berufsfeuerwehr. Die Freiwilligen leisten hier Heldenarbeit!

Nachts machen wir Fotos vom Mond. Und überlegen, wie das Himmelsweh in den Wagen passen könnte. Letztens verteidigten wir erfolgreich das Museumsdorf gegen Einbrecher. Wir sind zwar die aus dem Kossatenhaus – aber es ist unser Dorf.

Bauern, wir sind mit Euch! Auch uns macht sie zu schaffen. Diese Hitze, diese Strahlen, der Schweiß (wir überlegen, ab wann wir Wachs schwitzen). Man beachte das Gras!

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