Julia Schleicher

Fatschen

Vita: geboren 1984 in Köln, studierte sie zunächst Theaterplastik in Dresden. Es folgte der Studiengang Bildhauerei an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle. 2014 erhielt sie den Gustav-Seitz-Preis für zeitgenössische figürliche Bildhauerei. Sie lebt als freischaffende Bildhauerin in Halle.

Ein kleines, eher unscheinbares Exponat fiel der Bildhauerin Julia Schleicher gleich zu Beginn ihres Besuchs im Museum Schloss Moritzburg auf: die winzige Darstellung eines sogenannten Fatschenkindes hinter Glas – ein Andachtsbild des Jesuskindes. Der Ausdruck „fatschen“ bedeutet „eng wickeln“. Solche Fatschenkinder waren früher weit verbreitet und wurden häufig in kleine Kästchen gebettet und mit Schmuck verziert. Als Klosterarbeiten wurden sie von Nonnen gefertigt. Novizinnen erhielten sie beim Eintritt ins Kloster, auch Hochzeitspaare bekamen sie geschenkt. Besonders angetan war Julia Schleicher von der liebevollen, detailreichen Fertigung. Inspiriert durch diese, befasste sie sich bildhauerisch mit der typischen zylindrischen Form der Fatschenkinder, die abstrahiert wie Larven wirken, und
den Aspekten des „Wickelns“. Sie fertigte Kleinplastiken von Fatschenkindern aus Gips, Eisen, Aluminium und Beton.

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